Gerade bei bisherigen Nicht- bzw. Selten-Nutzern des Saarländischen Verkehrsverbundes (saarVV) führt das 9-Euro-Ticket zu einer starken Verlagerung von der PKW-Nutzung hin zum ÖPNV. Insgesamt hat das 9-Euro-Ticket auch Zusatzmobilität generiert; mehr als 10 Prozent der Fahrten wären ohne das Flatrate-Ticket gar nicht unternommen worden.

An der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) hat das Marketing-Science Forscherteam um Prof. Dr. Tatjana König eine Studie zum Mobilitätsverhalten im Saarland, insbesondere zu den Veränderungen durch das 9-Euro-Ticket, durchgeführt. An der Befragung haben zwischen Mitte August und Anfang September mehr als 500 Saarländerinnen und Saarländer aus unterschiedlichen Beschäftigungs- und Altersgruppen teilgenommen.

Dabei blickt die Studie sowohl in den Rückspiegel, d.h. fragt das Mobilitätsverhalten vor sowie während der Nutzung des 9-Euro-Tickets ab, als auch nach vorne mit Fragestellungen nach der geplanten künftigen Nutzung des saarVV oder den Preisbereitschaften für künftige Flatrate-Tickets auf Bundes-, Landes- oder Großregion-Ebene.

Nahezu 20 Prozent der Befragten gaben an, vor der Nutzung des 9-Euro-Tickets den ÖPNV normalerweise nicht genutzt zu haben. Mehr als die Hälfte der Befragten hat das Ticket wegen des speziellen Angebots gekauft, knapp 20 Prozent hätten ohne 9-Euro-Ticket ein anderes Ticket gekauft und ca. ein Viertel der Befragten wurde als Abo-Kunde automatisch auf das 9-Euro-Ticket umgestellt. Durchschnittlich haben die Befragten 55 Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket im Geltungszeitraum unternommen, davon ca. 30 Prozent mit einer Fahrzeit unter 30 Minuten, nahezu genauso viele mit über einer Stunde Fahrzeit und etwas über 40 Prozent mit einer Fahrzeit zwischen 30 und 60 Minuten.

Das 9-Euro-Ticket wurde zu mehr als 40 Prozent des Reisezwecks vor allem zum Pendeln, also für den Weg zur Arbeit, Schule oder Ausbildungsstätte genutzt, von den bisherigen Nicht-Nutzern des ÖPNVs sogar zu knapp 50 Prozent. Auf „Alltägliche Erledigungen“ entfallen gut ein Fünftel der Fahrten und jeweils ca. 10 Prozent auf „Reisen“, „Besuche von Freunden/Familie“ und „Ausflüge“. Besonders spannend sind die Ergebnisse zur Verkehrsmittel-Verlagerung. Bei nahezu 40 Prozent der Fahrten hätten die Befragten ohne das 9-Euro-Ticket den PKW genutzt, bei den bisherigen ÖPNV-Nicht-Nutzern sind es knapp 70 Prozent. Ein Drittel der Fahrten wäre mit einem anderen ÖPNV-Ticket und ca. 12 Prozent überhaupt nicht unternommen worden. Bei knapp 8 Prozent der Strecken haben die Befragten das 9-Euro-Ticket anstelle des Fahrrads genutzt oder wären zu Fuß gegangen. Dieser Wert ist genauso wie die Verlagerung vom Fernverkehr (Bahn) mit 5 Prozent sowie vom Reisebus oder Flugzeug (1,6 Prozent) auffällig stimmig mit den bundesweit erhobenen Daten zum 9-Euro-Ticket von exeo-consulting, an deren Studien sich die Saarland-Erhebung orientiert hat. Die verhältnismäßig geringe Kannibalisierung anderer ÖPNV-Tickets und die überproportionale Verlagerung vom PKW auf den ÖPNV zeigen starke Abweichungen zum Bundesdurchschnitt. Diese können der überproportionalen PKW-Nutzung im Saarland geschuldet sein.



Das 9-Euro-Ticket scheint auch langfristige Effekte zu haben (sogenannte Carry-Over): Nahezu 40 Prozent der Befragten lehnen die Aussage ab, dass sich ihr ÖPNV-Nutzungsverhalten im Vergleich zu der Zeit vor dem 9-Euro-Ticket nicht ändern wird. Weniger als 18 Prozent der Befragten meinen, dass sich der Kauf des Tickets nicht gelohnt habe. Die Studie zeigt eine hohe Zufriedenheit der Befragten mit dem 9-Euro-Ticket: 90 Prozent der Nutzer zeigen sich zufrieden oder sehr zufrieden. 55 Prozent sind die Möglichkeiten des saarVV nun besser bekannt, knapp 40 Prozent stufen den saarVV nun attraktiver ein als zuvor und 45 Prozent wollen den ÖPNV künftig häufiger nutzen. Die Mehrheit macht die weitere Nutzung von Bussen und Bahnen von den künftigen Ticketpreisen und mehr als 70 Prozent vom Fahrplan-Angebot abhängig.

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