An der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) untersucht das Marketing-Science Forscherteam um Prof. Dr. Tatjana König unterstützt von Marketing-Studierenden der htw saar, die Auswirkungen von Krisen, wie der Corona-Pandemie, auf die Lebensqualität der saarländischen Bevölkerung. Die Winter-Befragung startete im November und ist noch offen.

Im Rahmen der aktuellen Studie des durch das Ministerium der Finanzen und für Wissenschaft aus Mitteln der Landesforschungsförderung unterstützten Covid_Saar Projekts, wurden mehr als 600 Probanden im Saarland befragt. Davon waren 26,4 Prozent noch nicht nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Von den bereits ein- oder mehrfach Infizierten berichteten 8,9 Prozent, an Long-Covid-Symptomen zu leiden – was leicht unter den im Bundes- bzw. internationalen Vergleich genannten 10 Prozent liegt (Davis et al. 2023; DGP 2021).

Die ersten Befragungsergebnisse des Covid_Saar-Teams zeigen, dass die Lebenszufriedenheit im Vergleich zum Sommer ganz leicht gesunken ist, aber weniger stark als aufgrund der Krisensituation zu vermuten gewesen wäre. Insbesondere ist der Rückgang in der Lebenszufriedenheit nicht vergleichbar mit den Werten aus dem ersten Corona-Winter. Aktuell stehen Sorgen um Wohlstandsverlust, gesellschaftliche Spaltung und wirtschaftliche Entwicklung im Vordergrund.

Die für den Herbst/Winter erwartete Corona-Welle ist bislang ausgeblieben und die Energiekrise scheint die Lebenszufriedenheit im Durchschnitt nicht allzu stark zu belasten. Eine differenzierte Betrachtung nach Altersgruppen zeigt jedoch, dass gerade die unter 30-jährigen sowie Haushalte mit geringerem Einkommen aktuell eine signifikant geringere Lebenszufriedenheit aufweisen.

Während sich angesichts der abnehmenden akuten Corona-Bedrohung nur noch 34 Prozent der Befragten um die eigene Gesundheit bzw. die gesundheitliche Versorgung im Saarland sorgen, stehen aktuell Inflation bzw. Kaufkraft-Verlust und Überlebenschancen kleinerer Betriebe - beide mit nahezu 70 Prozent - ganz oben auf der Sorgenliste der Saarländer. Danach folgen Sorgen um die gesellschaftliche Entwicklung, wie Zunahme von Ungleichheit (64 Prozent), soziale Spannungen (60,2 Prozent) und dem generellen Wohlstandverlust mit immerhin noch 54 Prozent der Befragten. Diese Sorge ist über alle Einkommensgruppen hinweg zu beobachten.



Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung sorgen sich knapp 50 Prozent der Befragten um die generelle Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen z.B. ausgelöst durch den Fach- bzw. Nachwuchskräftemangel. Ein ähnlicher Prozentsatz sorgt sich um Energieknappheit, eine drohende Pleitewelle bzw. eine mögliche Rezession. Die wirtschaftlichen Sorgen sind dabei generell bei den Befragten über 40 Jahre stärker ausgeprägt als bei den jüngeren Studienteilnehmern.

Energiekrise, Inflation und Maßnahmen

Während jeweils 70 Prozent der Befragten die aktuelle Situation als Herausforderung für die Gesellschaft bzw. als Spaltungsrisiko für diese bewerten, sehen lediglich 29,5 Prozent die Gefahr eines drohenden Blackouts diesen Winter und nur gut 13 Prozent haben bereits Lebensmittelvorräte für zwei Wochen angelegt. Bei den über 40-Jährigen steigt dieser Anteil auf etwa 22 Prozent.

Beim Thema Energieversorgung im Winter sind die Befragten in ihrer Bewertung uneinheitlich, jeweils in etwa ein Drittel geht davon, dass wir unbeschadet durch den Winter kommen, während ein Drittel dies nicht so sieht und ein weiteres Drittel weder zustimmt noch ablehnt.



Finanzielles Wohlbefinden

Nur 17,5 Prozent der Befragten insgesamt und lediglich 13,6 Prozent der über 50-Jährigen haben angegeben, dass sie aktuell Mühe haben, finanziell über die Runden zu kommen. Bei 12,1 Prozent der Befragten übersteigen aktuell die monatlichen Ausgaben die Einnahmen, dieser Prozentsatz variiert nur leicht zwischen den Altersgruppen. Allerdings ist die Zustimmung bei männlichen Befragten und Teilnehmern über 50 Jahre mit lediglich um die acht Prozent hier spürbar geringer.

 

Wo wird gespart bzw. investiert? Veränderungen im Konsumverhalten

Bei den Veränderungen im Ausgabe-, Konsum- und Mobilitätsverhalten fällt auf, dass die Lebensmittelausgaben in etwa gleichgeblieben sind, aber bei Bio- und Feinkostprodukten gespart wird. Weiterhin geben die Befragten weniger für Bekleidung, Reisen und Freizeitaktivitäten (Ausflüge, Unterhaltung & Kultur sowie Gastronomie) aus. 41,6 Prozent der Befragten geben an, beim Konsum insgesamt zu sparen.

Beim Energieverbrauch geben die Befragten mehrheitlich an, beim Heizen (56 Prozent) und beim Wasserverbrauch (knapp 40 Prozent) zu sparen, während knapp ein Viertel in Energiespargeräte und -tools investiert oder häufiger Energiesparprogramme (z.B. bei Elektrogeräten) nutzt. Besonders auffällig ist, dass ca. ein Drittel der Befragten angibt, weniger mit dem Auto zu fahren und mehr Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen (während die ÖPNV-Nutzung stagniert).

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